Freitag, Februar 25, 2005

Selbstzensur von Google und Co. erreicht neuen Höhepunkt

Liebe Leute und Leutinnen

Nachfolgenden Bericht habe ich gestern und heute in verschiedensten Medien angetroffen. Teilweise wurde er sehr kritisch kommentiert, je nach politischer Ausrichtung des Mediums oder der Redaktion.

Ich möchte mich z.Z. noch einer Stellungnahme enthalten, sehe aber auch sehr grosse Gefahren damit verbunden. Ich stelle mir einfach mal vor, jemand stellt ein paar Begriffe "hintenrum" in den Index und schon können tausende von Seiten nicht mehr erreichbar sein, aus welchen Gründen auch immer. Der Manipulation werden Tür und Tor geöffnet, ganz abgesehen mal von der Bevormundung des Einzelnen. Ich bin überzeugt, es werden hier Arrgumente wie Jugendschutz, Rechtsextremismus usw. nur vorgeschoben. Natürlich ist es nur Zufall, dass einen Tag nach dem Bush-Besuch ein solcher Verein gegründet wird ... oder etwa nicht?

Gefunden in SM-News.de und vielen anderen Quellen:


Die Selbstzensur-Maßnahmen einiger deutscher Suchmaschinen, darunter auch Google, erreicht einen neuen traurigen Höhepunkt. Wie einige Medien berichteten, wurde ein anbieterübergreifendes bundesdeutsches Suchmaschinen-Organ unter dem Dach der FSM (Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia- Diensteanbieter, siehe obiger Link) gegründet.

In Zusammenarbeit mit der BPjM (Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien) werden zukünftig Webseiten, die die BPjM für jugendgefährdend ansieht, zensiert und damit deutschen Surfern nicht mehr angezeigt.

Dieses Verfahren dabei ist weder transparent noch nachvollziehbar, da eine Liste der entsprechenden Webseiten ja nicht bekannt ist. Das Ganze wird zwar mit "Jugendschutz" begründet, ist aber weit mehr: Es ist Erwachsenenzensur, denn auch Erwachsene Deutsche haben, im Gegensatz zu Menschen, die nicht in Deutschland wohnen, keine Möglichkeit mehr, selbst zu entscheiden, was sie sehen wollen und was nicht.

Zu den Gründungsmitgliedern gehören momentane Top-Player in der Suchmaschinenszene wie Google Deutschland, Lycos mit den Suchmaschinen Lycos Search, Fireball, Paperball und Hot Bot sowie MSN Deutschland mit der MSN Suche, der t-info und T-Online sowie Yahoo Deutschland und AOL Deutschland. Bereits im Mai 2004 haben kleinere Anbieter wie Abacho, crossbot, Sharelock und Apollo7 eine ähnliche Selbstzensur beschlossen.

Der Verhaltenskodex , den sich die Beteiligten Suchmaschinen verpflichtet haben, basiert auf dem von der Bertelsmannstiftung verfassten Code of Conduct (siehe obiger Link).

Problematisch ist das Ganze deshalb, weil hier keinem Gesetz Folge geleistet wird, gegen das man vorgehen könnte, sondern weil das Ganze eine eine freiwillige Angelegenheit ist. Die zwar momentan nur sogenannte Seiten mit kinderpornographischen, rechtsextremistischen oder gewaltverherrlichenden Inhalten" zensieren, aber wer garantiert, dass morgen nicht Seiten, die die Arbeit der BPjS kritisieren, gelistet und zensiert werden und übermorgen Seiten, die die GEZ kritisieren und in einer Woche SM-Seiten?

Mike Kosse, Anwalt von AOL Deutschland freut sich: Deutschland sei weltweit führend eim Thema Jugendschutz in Deutschland. Man bekäme schon aus den USA neugiere Anfragen mit dem Tenor, was genau man da in Deutschland eigentlich mache. Kosse sieht die freiwillige Zensur deutscher Suchmaschinen bereits als Exportschlager.

Jan Schmidt-Pfitzner von T-Online sieht eine Problematik, denn theoretisch könnten deutsche Surfer ja die Nicht-Deutschen Seiten der entsprechenden Suchmaschinen aufsuchen. Er ist aber zuversichtlich, das zu verhindern, da T-Online "für die deutschen Anbieter Sicherungsmechanismen" erarbeite, so der T-Online-Mann in einem Gespräch mit der ddp.

Bleibt für die deutschen Surfer nur noch, mit anonymisierten IP-Adressen zu surfen und den Zensur-Suchmaschinen die rote Karte zu zeigen und auf Suchmaschinen auszuweichen, die das tun, was eine Suchmaschine tun soll: Dem Surfer auf die Anfrage nach Webseiten ein komplettes, unverfälschtes und unzensiertes Ergebnis zu liefern.

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